8. Wechsel der Analyseebene
Abb. 23: Dominanzwechsel zur gesellschaftlichen Entwicklung im dritten Fünfschritt (Klicken für alle Fünfschritte).
Wir haben nun die Entwicklung der Bedeutungs-Bedürfnis-Verhältnisse (Kap. 6 [1]) und die Entfaltung der psychischen Funktionen (Kap. 7 [2]) bis heran an den Dominanzwechsel zur gesellschaftich-historischen Entwicklung nachvollzogen. Sprachliche Vorgriffe wie Gesellschaft, Handlung, Denken etc. holen wir nunmehr inhaltlich vollständig ein, indem wir die Besonderheit des qualitativen Sprungs ausführen und anschließend die inhaltliche und funktionale Kategorialanalyse nach dem Dominanzwechsel fortführen (vgl. Abb. 23).
Die Besonderheit des zweiten Qualitätssprungs im dritten Fünfschritt besteht darin, dass es nicht mehr nur zu einem Dominanzwechsel innerhalb des umgreifenden Gesamtprozesses der Entwicklung kommt, sondern der Dominanzwechsel betrifft nun den Entwicklungsprozess selbst. Es kommt zum
»Umschlag von der Dominanz der phylogenetischen zur Dominanz der gesellschaftlich-historischen Entwicklung« (175).
Das phylogenetische Entwicklungsprinzip hebt sich auf. Das bedeutet, es bringt selbst einen neuen bestimmenden Modus der Entwicklung hervor, der die Relevanz des alten Entwicklungsprinzips vollständig in den Hintergrund verbannt. Das bedeutet nicht, dass die Phylogenese nicht mehr existieren würde, sie ist nur »faktisch bedeutungslos« (181) geworden. Der Grund dafür liegt in der im Vergleich zur Evolution um Größenordnungen schnelleren Entwicklung der Gesellschaftsgeschichte.
Folgende Angaben über Entwicklungszeiträume mögen dies illustrieren (nach neueren Daten, vgl. Wikipedia [3]):
Diese (groben) Angaben entsprechen im wesentlichen denen in der GdP. Mit Bezug auf das letzte Datum folgert Holzkamp für den Dominanzwechsel:
»Erst mit dieser gesellschaftlich-historischen Kontinuität ist der Dominanzwechsel zum gesellschaftlich-historischen Gesamtprozeß, der aufgrund des Entwicklungsstandes der evolutionär gewordenen Vergesellschaftungspotenzen schon (vielleicht 30.000 Jahre) eher möglich gewesen wäre, faktisch vollendet.« (183)
Nach den hier verwendeten neueren Daten liegt die von Holzkamp geschätzte Differenz zwischen der vollständigen Ausbildung der gesellschaftlichen Natur des Menschen und der tatsächlich etablierten historischen Kontinuität der gesellschaftlichen Entwicklung bei etwa 60.000 Jahren (statt 30.000).
In den folgenden Kapiteln soll der zeitlich skizzierte Prozess der Durchsetzung der Gesellschaftlichkeit inhaltlich noch differenzierter dargestellt werden.
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[1] Kap. 6: http://grundlegung.de/artikel/6-bedeutungen-und-beduerfnisse-hominini/
[2] Kap. 7: http://grundlegung.de/artikel/7-wahrnehmung-emotion-motivation-hominini/
[3] Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Stammesgeschichte_des_Menschen
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