Vorher lesen: 3.5 Orientierungsleitende Funktion der Emotionalität
3.6 Kommunikation und Sozialstrukturen
Die Orientierungsform der Diskrimination/Gliederung ist die Voraussetzung für die Entwicklung von kommunikativen Beziehungen zwischen Tieren. Andere Lebewesen in der Umgebung müssen gegenüber der sonstigen Umwelt oder potenziellen Fressfeinden als Artgenossen unterschieden werden können, um reziproke, bidirektionale, soziale Bedeutungsbeziehungen aufzubauen. Soziale Strukturen und die Fähigkeit zur orientierenden Heraushebung von einzelnen Artgenossen als Individuen entwickeln sich in Abhängigkeit von einander. Je differenzierter die Unterscheidung von Artgenossen als sozialen Bedeutungseinheiten ist, desto komplexer können die Strukturen im Sozialverband sein.
Zwischen den Individuen können mittels optischer, akustischer oder anderer Signale gezielt soziale Informationen übermittelt werden. Kommunikative Beziehungen haben die Funktion, tierische Aktivitäten zu koordinieren, etwa bei der Fortpflanzung oder der Jagd. Sie können auch dazu dienen, den Sozialverband oder den Lebensraum zu schützen, etwa durch Warnrufe vor Fressfeinden (womit sich die Rufenden gleichwohl selbst besonders gefährden), Markierung des Territoriums oder durch soziale Signale zur Hemmung innerartlicher Aggression.
Abbildung 8 veranschaulicht die Bedeutung der evolutionären Herausbildung von Sozialverbänden. Die sozialen Strukturen »schieben« sich »zwischen« Organismus und Umwelt und bieten damit eine neue Qualität der Vermittlung zwischen beiden Polen. Sie haben die objektive Funktion, die Überlebenswahrscheinlichkeit der jeweiligen Art zu erhöhen. Damit haben wir es von nun an auch mit drei Ebenen der Systemerhaltung zu tun:
- Population
- Sozialverband
- Einzelorganismus
Wie in der Grafik auch deutlich wird, sind die Sozialstrukturen der evolutionäre Ausgangspunkt für die Entwicklung der Gesellschaft, einer dann völlig neuen Qualität der Vermittlung zwischen Mensch und Welt. Eine wichtige Voraussetzung für diesen Entwicklungssprung ist zunächst die Herausbildung der Lern- und Entwicklungsfähigkeit, die im nächsten Kapitel 4 vorgestellt werden wird.
Weiter geht's: 4. Lern- und Entwicklungsfähigkeit
[…] bereits in Kapitel 3.6 erwähnten Sozialstrukturen, die sich »zwischen« Organismus und Umwelt schieben (vgl. Abb. […]
[…] der Sprachentstehung sind die kommunikativen Beziehungen im tierischen Sozialverband (vgl. Kap. 3.6). Gestische, akustische oder andere Signale werden genutzt, um zwischen den Artgenossen soziale […]